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| Thema: Dead Dreams-Think of me Fr Dez 24, 2010 4:04 am | |
| Hier ist mal meine neuste Kurzgeschichte, sie ist sozusagen ein Weihnachtsgeschenk für eine Freundin aus einem anderem Forum. Ich persönlich finde sie nicht so gut gelungen, sie geht auch nicht so direkt um Trauer...ja, urteilt selbst Hier ist sie: - Dead Dreams-Think of me:
Du standest immer nur da und sahst zu, wie ich weinte, zeigtest kein Mitleid, tröstetest mich nicht. Ein Feuer, dass von keinem Wasser der Welt gelöscht werden konnte, brannte in mir, fraß mich innerlich auf. Doch es war okay für mich, denn ich mochte den Schmerz. Er zeigte mir, dass ich noch am Leben war. Falls man das, was ich führte, noch „Leben“ nennen konnte. Irgendwo hatte ich mal den Satz gehört „Man lebt solange, bis man vergessen wird.“ Wenn es danach ging war ich schon lange tot.
Ich habe dich angebetet, mich an dich geklammert, meinen einzigen Halt im Leben, und dir trotzdem soviel Freiheit gelassen, wie du wolltest. Doch nun verstehe ich, dass ich für dich nie existiert habe. Alles tat ich für dich, doch du nutztest mich nur aus. Sahest zu, wie ich innerlich an deiner plötzlichen Kälte zu mir zerbrach. Ich wollte dich nicht aufgeben. Ich habe dich geliebt, und das war der größte Fehler, den ich jemals gemacht hatte. Ich war nie ein normales, glückliches Mädchen gewesen, doch ich habe noch gelebt, bis du in mein Leben getreten bist, ohne dass ich dich hereingebeten hatte. Du warfst mich aus der Bahn, verändertest alles. Du spieltest mir vor, dass du dich für mich interessieren würdest, und ich, naiv und unsterblich verliebt, glaubte dir. Ich vertraute dir, denn in meinem vorherigen Leben hatte ich Lügen nie kennen gelernt. Ich glaubte deinen Versprechen, die du mir so zahlreich machtest, nie zweifelte ich auch nur daran, dass du die Wahrheit sagtest. Alles gab ich für dich auf. Meine Noten in der Schule wurden schlechter, meine Freunde verließen mich. Ich kann es ihnen nicht verübeln, denn ich war nicht für sie da, aber es schmerzte. Doch das begriff ich leider erst so spät, viel zu spät. Als ich alleine dastand, mir niemand mehr verzeihen wollte. Sie waren nicht bereit, ihren Stolz aufzugeben, um mir eine zweite Chance zu geben. Doch trotz allem erhielt ich von dir nie die Anerkennung, die ich mir so sehr wünschte. Als du sahest, dass du mich soweit hattest, dass du alles für mich warst, verließest du mich, gingst zu einer anderen, spieltest mit ihr das selbe Spiel, das du auch mit mir gespielt hattest. Selbst da, als ich zusehen musste, wie du sie küsstest, wie du ihr sagtest, du würdest sie lieben, selbst da gab ich nicht auf. Ich wollte nicht einsehen, dass ich einen Fehler gemacht hatte, den größten meines Lebens. Ich kämpfte, flehte dich an, mich zurückzunehmen. Ich war kindisch und verzweifelt und du hattest Spaß daran, mich leiden zu sehen. Damals glaubte ich noch an die große Liebe, ich dachte, du wärst der Eine für mich. Ich klammerte mich an dich, als wärst du mein letzter Halt im Leben, ich wollte den Schmerz verdrängen, auch wenn es mir nicht gelang. Den Schmerz eines gebrochenen Herzens. Dann kam der Tag, der alles verändern sollte, der den letzten Funken Hoffnung, der in mir noch existierte, erlöschen sollte. Es kam der Tag, der mein Leben beinahe beendet hätte. Es war auf einer spontanen Übernachtungsparty in der Schule. Wir waren auf dem Schulgelände und in das Gebäude eingebrochen und hatten es und in einem Klassenraum gemütlich gemacht. Es waren mehrere da, aus verschiedenen Jahrgängen. Viele meiner ehemaligen Freunde, und auch du warst anwesend, genau wie deine Schwester. Einige Typen kamen schließlich auf die Idee, ein Lagerfeuer zu machen. Ich stimmte zu, weil ich vor dir nicht als Feigling dastehen wollte. Meine früheren Freunde waren auch dafür. Wir hatten getrunken, irgendwer hatte Alkohol mitgebracht, so legten wir also ein Feuer, lachten, hatten Spaß. Die Feuermelder der Schule waren schon seit längerem kaputt, deswegen brauchten wir uns darum keine Sorgen zu machen. Ich tat alles, um deine Aufmerksamkeit zu bekommen, doch du hieltest ein anderes Mädchen in den Armen und beachtetes mich nicht. Durch den Alkohol und wohl auch dadurch, dass einige Drogen unsere Köpfe vernebelten, bemerkten wir viel zu spät, dass das Feuer sich viel zu schnell ausbreitete. Dann brach Panik aus. Wir hatten nicht bedacht, dass die Flammen durch den Holzboden gute Nahrung hatte, und der verschüttete Alkohol verbesserte das Ganze auch nicht wirklich. Alle stürmten auf den Ausgang zu, nur deine Schwester und ich nicht. Sie war umgeknickt und hatte sich wohl den Fuß verletzt, doch dich interessierte dies nicht. Du liefst einfach nur aus dem Gebäude, sowie alle meine ehemaligen Freunde. Das Feuer war schon weit vorangeschritten, der Rauch nahm uns den Atem. Ich stützte sie, schleppte sie mühsam vorwärts. Mit jedem Schritt wurden meine Beine schwerer, ihr Gewicht lastete auf mir. Niemand von euch kam auf die Idee die Feuerwehr zu rufen oder uns zu helfen, ihr wart draußen in Sicherheit, während wir drinnen um unser Leben kämpften. Dann, kurz bevor wir den Ausgang erreicht hatten, fiel vor uns ein brennender Balken der Decke herab. So konnten wir weder vor noch zurück, wir waren gefangen in einem erbarmungslosem Käfig. Vor uns der Balken, hinter und das Feuer, das immer näher kam und an unseren Seiten die dicken, weißen Wände, die uns zu verspotten schienen. Das Atmen fiel uns immer schwerer, der Rauch war schon zu dick und hatte sich in unseren Lungen festgesetzt. Hustend und mit rauer Stimme riefen wir um Hilfe, doch niemand von euch kam. Ihr standet nur draußen und saht zu, wie das Feuer immer näher auf uns zukam. Verdammt, NIEMAND von euch tat irgendetwas, und im diesem Moment wurde mir endlich klar, was für ein Monster du doch warst. Ich sah ein, dass ich umsonst um dich gekämpft hatte, sah all die Lügen. Mein Herz zerbrach, erneut und erneut, und Tränen flossen über mein Gesicht, doch ich war froh, die Wahrheit nun endlich akzeptiert zu haben. Um uns, deiner Schwester und mir, herum wurde es immer wärmer, das Atmen fiel immer schwerer. Sie rief noch immer verzweifelt um Hilfe, doch ich war verstummt. Ich sah dir einfach nur in die Augen, eiskalt innerlich. Mein Körper spürte die sengende Hitze der Flammen, doch nicht mein Herz. Innerlich war ich erstarrt, Kälte füllte mich aus. Für immer verloren. Ich sah jedem in die Augen, jedem von euch, meinen früheren Freunden. Ja, eure Augen waren voller Furcht. Dann endlich, es war mir wie eine Ewigkeit erschienen, die wir nun schon in dem Gebäude gefangen waren, ertönten Sirenen. Anscheinend hatte jemand das Feuer bemerkt und den Notruf gewählt. Würden sie rechtzeitig kommen? In diesem Moment wusste ich es nicht, doch ich spürte keine Angst mehr. Ich zog deine Schwester in meine Arme, tröstete sie. Sie lies es zu, weinte an meiner Schulter. Das Feuer hatte uns noch nicht erreicht, doch die Hitze war fast unerträglich. Ich nahm es nur verschwommen war, wie Feuerwehrmänner auf uns zugerannt kamen. Ich sah den Schrecken, die Trauer, die Angst vor einer Entscheidung in ihren Augen und verstand. Sie würden nur einen von uns retten können, das Feuer war schon zu nah. Wie ein Blitzt durchzuckte mich diese Erkenntnis. Ich blickte blinzelnd zu deiner Schwester, auch sie wusste es. Tiefblaue Augen voller Trauer und Entschlossenheit blickten in meine, dann machte sie sich von mir los. Zuerst begriff ich nicht, was sie vorhatte, doch dann wurde es mir schlagartig klar. Ein eisiger Nadelstich durchfuhr mein Herz. Ich schrie ein einziges Wort, wollte sie zurückhalten. Mein geschrieenes Nein hallte in meinen Gedanken wieder, wie ein unendliches Echo. Ich rief es erneut, doch sie schüttelte nur traurig den Kopf. Eine Träne lief über ihre Wange, dann drehte sie sich um und humpelte auf das Feuer zu. Nicht Richtung Ausgang, was ihre Rettung hätte sein können, nein, sie ging vom Ausgang weg. Ihr stummer Schrei durchfuhr mich, dann wurde ich gepackt, aus dem Feuer gezerrt. Ich war ihr hinterher, war ihr ins Feuer gefolgt und wollte sie aufhalten, begriff mein Verstand viel zu spät. Ich sah sie, ihren brennenden Körper, ihre Augen weit geöffnet und voller Schmerz. Ihr Mund formte die Worte „Leb wohl“, dann schloss sie die Augen, das Gesicht noch immer qualvoll verzogen. Ich kannte noch nicht einmal ihren Namen. Ich merkte nicht, wie ich schrie, um mich schlug, ich wollte nicht gerettet werden, ich wollte zu ihr, wollte ihr helfen, doch es ging nicht. Noch immer hielten mich starke Hände erbarmungslos fest, zerrten mich weiter vom Feuer weg, von der Schule. Von ihr. Ich hatte sie nicht gut gekannt. Sie war gestorben, um mein Leben zu retten. Und du, ihr Bruder, standest einfach nur da, Schrecken in deinen kindlichen, weit geöffneten Augen. Du hieltest deine neue Freundin umklammert. Ich nahm die Worte nicht wahr, die der Mann, der mich hielt, sprach. Alles war wie in einem schrecklichen Traum, doch ich wusste, dass ich aus diesem Traum nicht mehr aufwachen würde. Ich hörte nichts, außer ihrem stummen Schrei, sah nur ihr schmerzverzehrtes Gesicht. Dies war der Tag, an dem ich erwachsen wurde. Nicht vom Alter her, nein, ich war doch noch ein unschuldiges, junges 14-Jähriges Mädchen. Doch in mir drin sah es anders aus. Einige Menschen werden nie erwachsen, sie bleiben in ihrem innersten für immer ein Kind. An diesem einem Tag war ich um Jahre gealtert, ich werde nie wieder ein Kind sein können. Ihr Tod wird mich auf ewig verfolgen. Nachdem mich die Feuerwehrmänner zu einem Krankenwagen gebracht und auf eine Liege gelegt hatten, verlor ich das Bewusstsein. Doch es war keine erleichternde Dunkelheit, ich durchlebte alles noch mal, sah ihr Gesicht, hörte ihre stummen Abschiedsworte. Ich wünschte mir verzweifelt, aufwachen zu können, es ging aber nicht. Ich war gefangen in meinen Erinnerungen, nicht mehr in der Lage meinen Körper zu bewegen, wohl aber, ihn zu spüren. Er tat weh. Das Feuer hatte Brandblasen auf meiner Haut hinterlassen. Ich merkte jedoch nicht, dass ich noch immer schrie. Man hatte es mir später erzählt.
Jetzt, gut ein Jahr nachdem dies alles passiert ist, habe ich noch immer Alpträume. Jede Nacht. Man gab mir Medikamente, schickte mich auf Kuren, doch es half nichts. Wenn ich an dich denke fühle ich keinen Schmerz mehr, nur noch eiskalte Leere. Du hattest mich verändert. Es gibt niemanden mehr, dem ich vertraue. Ich fühle keine Liebe mehr. Selbst wenn ich an sie, deine Schwester, denke, fühle ich keinen Schmerz, nur das unbeschreibliche Gefühl von Verlust. Ich hatte begriffen, dass sie die einzig wahre Freundin gewesen war, die ich je hatte. Wir hatten uns nicht lange gekannt, doch sie war selbst in der kurzen Zeit wie eine Schwester für mich geworden, wie eine Seelenverwandte, und ich hatte sie geliebt wie eine Schwester. Ich weiß jetzt wieder, dass sie dagegen gewesen war, das Feuer zu legen. Niemand hatte auf sie gehört. Ich verachte dich. Dich und alle, die zugesehen haben, wie sie starb und nichts getan haben, nicht mal versucht haben zu helfen. Ihr seid Menschen, ja, aber Menschen einer anderen Art. Ich hasse euch dafür, dass ihr ihren Tod nicht beachtet. Ihr wart nicht auf der Trauerfeier erschienen, dabei hattet ihr sie doch alle gekannt, sie war beliebt gewesen. Selbst DU bist nicht erschienen, obwohl du doch ihr Bruder warst. Ich hasse dich dafür, dass du nie um sie geweint hast, dass du Scherze über ihren Tod machst. Und ich verabscheue dich, euch für eure Feigheit. Niemand von euch hat zugegeben, das Feuer gelegt zu haben. Ihr habt sogar SIE beschuldigt. Ich habe die Schuld auf mich genommen. Nicht um euretwillen, sondern wegen ihr. Ihr Tod sollte nicht geschändet werden, sie soll nicht verachtet werden, für etwas, das sie nicht getan hat. Sie war deine Schwester, verdammt noch mal! Sie war wegen UNS gestorben, obwohl ich mir oft einrede, dass es meine Schuld war, so wie auch du mir einredest, ich wäre die Schuldige. Du wirst es nie verstehen. Nie wirst du wissen, was dieser Schmerz bedeutet, diese Kälte, diese Leere, die man am Ende nur noch spürt, denn du bist dazu nicht in der Lage. Ich wünsche es dir auch nicht, denn dieses Gefühl würde ich niemanden wünschen. Es ist schlimmer als alles, schlimmer als der Tod. Du bist es nicht wert, dass ich meine Gefühle an dich verschwende. Zudem habe ich auch keine Gefühle mehr. Lebe dein Leben weiter, als wäre nichts geschehen. Dafür, was du mir angetan hast, hasse ich dich nicht. Nicht mehr. Diese Leere ist so viel stärker als der Hass, sie überschattet alles. Aber ich lasse nicht zu, dass du noch mehr Mädchen das Herz brichst. Dieses Ziel und der Gedanke an deine Schwester sind wohl das einzige, was mich noch am Leben hält. Sie hat sich dafür geopfert, dass ich leben kann, und dieses Andenken werde ich nicht zerstören, auch wenn es mich noch so viel Kraft kostet. Sei dir dessen bewusst.
Wer immer dieses Schreiben von mir auch finden mag, ich möchte eins anmerken: Diese Dinge sind mir wirklich passiert, ich habe meine Gedanken und Gefühle aufgeschrieben. Vielleicht mag der Text „nüchtern“ erscheinen, ohne Gefühle und genaue Beschreibungen, doch ich konnte es nicht genauer beschreiben. So, wie es da steht, habe ich mich gefühlt. Keine Worte könnten es besser beschreiben, keine Worte, die ich finden könnte. Jemand anders könnte es bestimmt, aber ich bin dazu nicht in der Lage. Viel zu viele Erinnerungen liegen hinter diesen Worten, zuviel Schmerz.
Falls DU das hier liest, will ich dich wissen lassen, dass ich dir verziehen habe, denn ich habe verstanden, dass du nichts dafür kannst, dass du so bist, wie du bist. Menschen sind nun mal so, sie verdrängen Schmerz, wollen nicht, dass jemand hinter ihre Hülle schaut, ihre Verletzlichkeit entdeckt. Du warst nur einer von vielen, und ich frage mich, weshalb es zu so etwas kommen musste, damit ich das begriff.
Was ich zuerst einmal sagen will, die Geschichte ist natürlich nicht wahr, aber ich habe halt versucht, direkt aus der Sicht der Betroffenen zu schreiben, und auch die Leere in ihrem inneren darzustellen, deswegen die eher wenig ausführliche Beschreibung. Denn ich selbst finde, dass man, wenn man die vollkommene Achtlosigkeit einer Person darstellen will, keine genauere Beschreibung von den Personen und der Umgebung machen sollte. Bitte schreibt Kommis, ich hoffe, euch gefällt die Geschichte, auch wenn sie nicht so gut gelungen ist. Lg Jale
Zuletzt von Jale am Fr Jun 10, 2011 9:26 am bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet |
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